Projektionen als Abwehrmechanismus: " Es liegt nicht an mir, es liegt an dir ! "


Ich habe in den letzten Monaten viele Sachen verändert, ich habe alte Gewohnheiten durch neue ersetzt. Ich spreche hier nicht von mega bewegenden Veränderungen, aber auch Sachen, die uns zuerst unbedeutend erscheinen, können letztendlich von großer Bedeutung sein. Eine der Angewohnheiten, die gehen musste war die Projektion. Unter Projektion versteht man das Projizieren seiner Probleme, welche man  mit sich selbst hat, auf eine andere Person. Das heißt, dass jedes Mal wenn mich etwas bei einer Person sehr aufgeregt hat oder sogar Gefühle wie Wut oder Aggression hervorgebracht hat, habe ich versucht herauszufinden was sich hinter diesen ganzen Affekten verbirgt. Ein Beispiel hierfür wäre folgendes: Ich mag es nicht, wenn Menschen anhänglich sind und klammern. So etwas ruft in mir Aggressionen hervor. Keine großen, richtig schlimmen Aggressionen, aber es ist mehr als nur ein Genervt-sein. Ich habe mir die Frage gestellt, warum das so ist? Und auch hier handelt es sich um eine Art der Projektion. Abhängigkeit ist in meinen Augen der Verlust von Freiheit. Autonomie war mir schon immer enorm wichtig. Vielleicht habe ich deshalb ein Problem damit, wenn Menschen klammern oder sich zu sehr nach mir richten, weil ich selbst Angst davor habe zu abhängig zu werden.
Meistens ist es so, dass wenn man ein Problem mit einer anderen Person hat, dieses an einem selbst liegt. Natürlich kann es auch sein, dass dein Nachbar, den du überhaupt nicht leiden kannst, auch einfach nur ein Arschloch ist, dem es an sozialen Kompetenzen mangelt. Aber oftmals sollte man inne halten und sich fragen, warum einen diese gewisse Person so stört oder warum ihr Verhalten solche Affektausbrüche in uns hervorruft. Es gibt Frauen die keine Frauenfreundschaften haben. „Frauen sind mir zu kompliziert, zu zickig etc. Ich mag keine Tussis.“ etc. etc. Ich habe schon oftmals Mädels gesehen, die Sachen wie „Ich war schon immer das Mädchen, das mit Jungs abhängt, weil mir Frauen zu kompliziert sind.“ oder ähnliches posten.  Dies liegt wahrscheinlich daran, dass man selbst Angst hat als eine Zicke oder Tusse rüberzukommen und sich versucht durch verbale Äußerungen davon abzugrenzen. Jedes Mal wenn du dich über etwas aufregst das jemand sagt oder macht, dann nimm dir einen Moment Zeit und denke drüber nach wieso das so ist.
Projektionen sind etwas Menschliches. Jeder von uns projiziert hin und wieder seine Gefühle auf andere Menschen. Sigmund Freud hat sich mit dieser Thematik in Verbindung mit der Psychoanalyse näher auseinandergesetzt. In der Psychoanalyse sieht man Projektionen als eine Art „Abwehrmechanismus“ bei dem eigene, unerwünschte Impulse einem anderen Menschen zugeschrieben werden. Stell dir eine junge Frau vor. Mitte zwanzig. Sie hatte eigentlich immer sehr lange Beziehungen. Und davon erst 2 Stück. Sie glaubte an die Monogamie wie Hachiko daran, dass sein Herrchen eines Tages wieder zurückkommt. (Fuck, hab ich geheult bei dem Film!! Hachiko <3 ) Als sie dann längere Zeit Single war hatte sie so eine Art extended One-Night- Stand. Also eine Art  Freundschaft Plus, die zu einer Beziehung führen sollte. Dem war aber nicht so. Und irgendwie schaffte sie es aber nicht diese Freundschaft Plus - Sache mit sich zu vereinbaren. Diese Situation zerstörte ihr Selbstbild, welches sie kreiert hatte. Sie sah sich immer in einer monogamen Beziehung und Sachen wie F+ und sowas waren „schlampig“ damit wollte sie nichts zu tun haben. Was geschah? Sie begann viele der Frauen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis als „leicht zu haben“ oder als „Schlampen“ zu bezeichnen. Oftmals geschah dies, wenn man gerade herumalberte und etwas getrunken hatte.  Und genau diese Geschichte ist ein perfektes Praxisbeispiel, dass den Vorgang der Projektion gut wiedergibt.

Projektionen sind nichts das man bewusst macht. Du hast keine Kontrolle darüber, aber indem du dir bewusst machst, dass es sich gerade um eine Projektion handelt, nimmst du ihr sozusagen ihre „Macht“ und ihre „Glaubwürdigkeit“. Also sollte man sich zuerst einmal fragen was genau einen am anderen stört und warum dies so ein großer Störfaktor für einen ist, bevor man versucht die andere Person zu ändern. Meistens liegt die Antwort bei einem selbst. Und wie Tolstoi (Tolstoj, Tolstoy...diese russischen Namen verwirren mich unglaublich) so schön gesagt hat: „Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst.“

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