Ich beginne diesen Post mit einem
Zitat von der Sängerin Halsey. Ich höre sie privat so gut wie garnicht, da ich
eher ein bisschen auf Rap hängen
geblieben bin. Kool Savas ist 4 - ewa mein #mcm. ( „4 – ewa“ wegen Schwesta
Ewa. Ja Mann. Wortwitz des Jaaahrhunderts. Applaus. Applaus.) Zurück zum eigentlichen
Thema. Ich fand das Zitat einfach unglaublich passend um diesen Post
einzuleiten. Hier kommt es: „ I can show
my tits in Playboy, perform at the Nobel Peace, speak at the Planned Parenthood
Gala with Hillary Clinton, shake my ass on 300 stages, give a speech at the
United Nations, do 150 shots of tequila, get a #1 album, and march in the
streets of DC all in just ONE year!!!! Newsflash. A woman can be multi
dimensional. #WeAreNotJustOneThing.“
Es gibt auch einen speziellen
Grund warum ich mich genau mit diesem Thema auseinandersetzen möchte. Ich wurde
schon als Kind in eine Identitätskrise hineingeboren. Zu österreichisch für den
Balkan und zu balkanisch für Österreich. Wenn ich jedes Mal einen Euro bekommen
würde, wenn mir jemand sagt, dass ich voll gut Deutsch spreche oder dass man garnicht
hört, dass ich vom Balkan komme, würde ich wahrscheinlich kaum einen Job in
einem Nachhilfeinstitut am Arsch der Welt annehmen. Drei Mal darfst du raten,
welches Fach ich unterrichten werde.... Richtig, Deutsch! Und dass obwohl es
nicht meine Muttersprache ist und ich ja quasi keine Österreicherin bin. Aber
was genau bin ich dann? Bin ich etwa
Stolze_SeeeRBiiiN (Fix Netlogname von halb Fünfhaus und Ottakring) ?
Meine Eltern stammen aus Bosnien. Ich fahre dort auch gerne hin, mache Urlaub
und besuche meine Familie und meine Freunde. Nur sehe ich mich nicht als Serbin
-Serbin. Ich bin zu selten dort. Ich denke und träume auf Deutsch. Ich führe
Selbstgespräche auf Deutsch. Ich würde
schon sagen, dass ich meine „Muttersprache“ also Serbisch gut beherrsche, aber
Deutsch ist next level shit. Deutsch ist für mich die schönste Sprache der
Welt. Ich schreibe meine Einkaufslisten und meine Gedichte auf Deutsch. Meine Zukunft male ich mir mit
deutschen Wörtern und Sätzen aus. Serbisch spreche ich nur mit meiner Familie,
paar Freunden und wenn ich mich extrem über etwas aufrege. Plus wenn ich die
Gespräche, welche ich am Balkan oder in Bakanclubs höre, wiedergebe. Aber da
krieg ich auch so einen komischen Akzent und baue die Floskel „Pa Bruda“ ein paar Mal zu oft ein. Ich
schätze die serbische Kultur und praktiziere die Bräuche, aber jedes Mal, wenn
ich zu viel Zeit in Wiens Balkan - Szene
verbringe, denke ich mir, dass ich da nicht hineinpasse. Warum? Weil die Balkan
– Menschen in meinem Umfeld (nicht alle, aber doch eine beachtliche Summe) eine
andere Denkweise haben. Ich versuche hier echt nichts Falschen zu sagen, sonst
fetzen mich am Ende noch Maki, Daki und Saki in Park. Ich versuche es mal so:
Ich war fort. In einem Balkanclub. Und ich hab null hineingepasst. Warum? Ich
hatte erstens flache Schuhe an. Zweitens könnte man sagen, dass mein Outfit zu
schlicht war für Balkan Verhältnisse. Drittens habe ich auch von der Art null
hineingepasst. Ich gehe fort um zu tanzen und wenn gute Musik läuft eskaliere ich
ein bisschen. Und wenn jemand Bushido oder generell Deutschrap lässt drehe ich
komplett durch wie ein Akkuschrauber (Vergleich gefladert von Nazar –
„Goodllifecrew“). Mir ist es sooo egal ob meine Frisur danach im Arsch ist oder
ob ich mein Getränk auf meine Kleidung verschütte. Und ich bin nicht in den
Club gekommen um Fotoshootings zu machen. Die Leute machen so viele Selfies man
wird blind vom Blitz. Jedenfalls habe ich da schon dezent gemerkt, dass das
nicht meine Welt ist. Wahrscheinlich weil ich keine Gelnägel habe. Aber dafür
habe ich Balkan Freundinnen, die meinen ich finde keinen Mann, weil ich zu
direkt und zu laut bin. Mir egal. Alles was ich will ist diese Denizz_el_serbo
mit dem BMW, wegen innere Werte undso. Er hat Uhr... ääähm ich meine Herzzz aus
Gold. (Die Artikel wurden mit Absicht weg gelassen. Dies dient dazu den Balkan-
Vibe zu intensivieren.)
Was ich eigentlich mit diesem
Post versuche zu veranschaulichen ist folgendes: Ich passe nirgends richtig
hinein. Und wenn wir uns ganz ehrlich sind, dann passt kaum jemand zu 100
Prozent in eine einzige bestimmte Sparte. Früher hat mich das unglaublich
fertig gemacht. Zu Balkan für Österreich. Zu österreichisch für den Balkan. Zu
düster für die „Normalos“, trotzdem
nicht genug in Ritzstimmung für die Emos. Mittlerweile denke ich mir, warum
muss man denn alles in Kategorien einordnen. Der Mensch ordnet andere Menschen
von Anfang an gerne in Gruppen ein. Das ist ein simpler sogar ganz nützlicher
psychologischer Trick. Denn ohne diese Kategorisierungen würden wir
durchdrehen, da wir weder unsere Mitmenschen noch die zwischenmenschlichen
Interaktionen einschätzen könnten. Reizüberflutung dies das. Doch warum kann man nicht zu mehreren
Kategorien gehören? Warum kann ich nicht Bushidos „Sonny Black“ Album feiern,
Gedichte schreiben, zu Saban Saulic abgehen, Deutsch unterrichten und gerne in
Museen und Ausstellungen gehen? Jeder von uns hat sicher schon etwas von Yin
und Yang gehört. Diese zwei Begriffe stammen aus der chinesischen Philosophie
und stehen für polar einander entgegengesetzte
und dennoch aufeinender bezogene Kräfte und Prinzipien (Danke,
Wikipedia.) Das "Yin und Yang" Prinzip wird verwendet um
gegensätzliche Beziehungen zwischen zwei oder mehr Dingen auszudrücken. Unter
dem "Yin und Yang" Verhältnis versteht man einen rhytmischen
Gegensatz zwischen zwei rivalisierenden dennoch zusammengehörigen Gruppen. Wenn
man das Yin und Yang Symbol betrachtet, dann sieht man, dass ein Teil von Yin
im Yang ist und umgekehrt. Und genau darauf will ich hinaus. Das Yin und das
Yang bilden ein Ganzes, auch wenn sie komplett verschieden sind. Und so ist es
auch mit uns Menschen. Wir können ein bisschen Yin und ein bisschen Yang sein.
Du musst dich nicht festlegen, weil du Angst hast dich widersprüchlich zu
verhalten. Denn wie schon das Halsey
Zitat mit dem ich diesen Post eingeleitet habe aufzeigt, Frauen können mehrere
Facetten haben. Du kannst als Frau Maschinenbau studieren und Gelnägel haben.
Du kannst 20 Dosen „Gösser“ auf einem Hip Hop Festival trinken und Jordans
tragen und trotzdem deinem Freund zum Jahrestag Kekse in einem Blümchenkleid
backen. Du kannst Miniröcke und Overknees tragen und trotzdem Aristoteles
„Nikomanische Ethik“ vor dem Schlafen lesen. Du kannst Deutsch unterrichten, „Das
Urteil“ von Savas rappen, die Otterkringerstrasse lieben, einen Blog haben und wegen Hachiko rumheulen.
Wie schon Halsey so schön am Anfang sagt: „Women are multidimensional. We are
not just one thing!“ So ist es, Schwester. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
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