Allein. Allein. : Mein kleines Experiment.
(Für die, die den Titel nicht verstanden haben, es ist eine Anspielung auf „Polarkreis – Allein Allein“. Mit diesem Lied leite ich diesen Post ein.) In diesem Post will ich mich mit dem Thema „Einsamkeit“ auseinandersetzen. Generell ist das ein Thema mit welchem ich mich oft beschäftige. Diese Woche habe ich voll und ganz diesem Thema gewidmet und ein Experiment gestartet. Eigentlich war das in erster Linie kein Experiment, da ich die Sachen alle zuerst gemacht habe und dann im Nachhinein beschlossen habe darüber zu schreiben. Nach dieser unnötigen Info jetzt zurück zum Thema.
Ich glaube die meisten von uns verwenden oftmals die Worte
einsam und alleine synchron. Irgendwie ist es ja so, dass man beim Wort „einsam“
gleich an eine Person denkt, die alleine ist. Jedenfalls ist es bei mir so.
Lange Zeit waren diese zwei Worte in meinen Augen irgendwie von der Bedeutung
her gleich. In etwa so: Wenn man alleine ist, ist man einsam. Wenn man einsam
ist, dann weil man alleine ist. Um jetzt
wieder mein Lieblingszitat von Trump einzubauen: WRONG. Ich bin zu einem neuen
Entschluss gekommen : Einsamkeit hat in meinen Augen nicht viel mit „Alleine
sein“ zu tun. Ich weiß man liest und hört das oft, aber irgendwie war das für
mich nie verständlich. Dies war auch der Grund warum ich das Experiment
gestartet habe. Ich wollte sehen ob es diesen Unterschied zwischen „Einsam“ und
„alleine“ wirklich gibt. Und ja klar ist das eine mega subjektive
Angelegenheit, denn jeder empfindet in dieser Hinsicht anders, aber das hier
ist mein Blog und ich würde gerne von meinen Ansichten und Erlebnissen
berichten.
Das Experiment fing am Dienstag an. Eigentlich war dieser
Tag nichts Besonderes. Ich hatte eine Vorlesung, die ich besuchen wollte und
sonst stand nichts an. Nun war es aber so, dass ich aufgewacht bin mit einem
komischen Gefühl. Ich war auch schon die Tage davor so komisch drauf. Nicht
traurig, aber auch nicht glücklich. Einfach garnichts. Völlig apathisch. Ich
hasse dieses Gefühl. Das ist echt so richtig grindig. Nun hätte ich zuhause
sitzen können um zu erörtern warum das jetzt so ist oder ich hätte mir auch 14
Youtubevideos über Frisuren und Makeup anschauen können (Ich bin absolut nicht
an Schminke und Frisuren interessiert und der Inhalt der Videos interessiert micht
null, nur irgendwie entspannen mich
diese Videos enorm. Erstens weil ich nicht nachdenken muss, sondern einfach nur
rezipiere und zweitens weil diese Menschen teilweise so beruhigend reden.) Aber
es war schönes Wetter und ich wollte ja nicht mehr so oft wie ein Opfer in
meinem Bett verkriechen. Ich beschloss also
in den Lainzer Tiergarten zu fahren. A weil ich noch nie dort war und B
weil ich ein unglaubliches Bedürnis nach Natur verspürte, was daran lag, dass
ich mich unglaublich eingeengt fühlte, sowohl im räumlichen Sinn, aber auch
seelisch. Ich war ausgelaugt und überarbeitet von der Uni und meinen ganzen
Projekten. Zuerst verwarf ich den Gedanken, weil ich mich unwohl fühlte. Ich
war ja noch nie im Lainzer Tiergarten und irgendwie ist das ja voll weit weg
bla bla bla....Sollte ich da wirklich alleine hingehen?.... Die übliche Scheiße
halt, die man sich erzählt, weil man Angst hat seine Komfortzone zu verlassen.
Ich habe mich zusammengerissen und bin los. Alleine zum Arsch der Welt, am
Rande von Wien. Wenn man es genau nimmt, dann habe ich auch für kurze Zeit Wien
verlassen. Ich bin herumgeirrt und habe dabei die Grenze überquert ohne es zu
checken. (I didn`t choose the thuglife. The thuglife chose me.) Und es war ohne
Scheiß einer der schönsten Tage meines Lebens. Ich kann es kaum erwarten dort
wieder hinzufahren. Es war so still und so schön. Ich bin fünf Stunden ohne
Pause dort herumspaziert. Anfangs hab ich noch Musik gehört, weils irgendwie
doch zu still war, aber mit der Zeit habe ich mich an die Stille gewöhnt und
ich meine es komplett ernst, wenn ich sage, dass das entspannender war als
jeder Thermenbesuch oder Luxusurlaub. Während ich durch das Naturschutzgebiet
spaziert bin, habe ich oftmals Familien oder ältere Pärchen getroffen, die mich
alle etwas komisch angeschaut haben. Erstens wahrscheinlich weil ich meine
Ghetto Adidasjacke anhatte und zweitens, weil wir es nicht gewohnt sind
Menschen zu sehen, die etwas alleine unternehmen. Am Mittwoch war ich dann alleine
Eis essen und habe Fotos in einem Fotoautomaten gemacht im MQ. Und es war
garnicht komisch. Ich saß alleine im MQ mit meinem Eis und habe die Sonne
genossen. Alleine Eis essen, oder
alleine in den Tiergarten Schönbrunn? Hättest du mir das vor paar Monaten
vorgeschlagen, hätte ich mir gedacht: „NIEMALS.“ Aber Zeiten ändern sich.
Zeiten ändern dich. ( Hahaha. Ich geh mir selbser schon am Sack mit diesen
Bushido Anekdoten.)
Früher war „Alleine sein“ etwas was mir eine mega Angst
gemacht hat. Das lag so weit außerhalb meiner Komfortzone, dass ich nicht
einmal darüber nachdenken wollte. Und ganz ehrlich, auch heutzutage habe ich
diese Angst noch nicht zu hundert Prozent überwunden, aber ich arbeite daran,
indem ich versuche Sachen alleine zu unternehmen und Zeit alleine zu
verbringen. Falls „Alleine Sein“ auch außerhalb deiner Komfortzone liegt, dann
würde ich dir raten dich an das Thema langsam heranzutasten. Ich glaube, dass
es unglaublich wichtig ist, dass man auch alleine sein kann und Sachen alleine
unternehmen kann. Man lernt sich besser kennen und es stärkt auch das
Selbstbewusstsein. Man wird unabhängiger von anderen Menschen, weil man nicht
warten muss bis jemand Zeit hat, wenn man etwas unternehmen will. Und man wird
wählerischer was die Menschen angeht mit denen man seine Zeit verbringt. Sprich
man trifft sich nicht einfach mit jemandem um nicht alleine zu sein. Weiters
fällt mir noch ein komischer Gedanke dazu ein, nämlich viele Menschen suchen
einen Partner mit dem sich auskommen können. Aber kaum jemand fragt sich ob er
alleine mit sich selbst auskommen kann. Und wenn man es darauf ankommen lässt
ist es oftmals garnicht so einfach. Alleine sein beziehungsweise mit sich
selbst auskommen ist etwas was man
oftmals erst lernen muss.
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