Jedes Haus braucht seine Basis: Wie mich mein mangelndes Selbstwertgefühl beinahe zerstörte.



Ich habe jetzt schon länger darüber nachgedacht wie ich diesen Post einleiten soll. Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre ich  aus der Übung oder ich befinde mich einfach in einer komischen Phase, wo mir das Schreiben nicht so einfach von der Hand geht wie sonst. Oder es ist einfach nur ein etwas schweres Thema. Aber das ist in Ordnung, denn jeder hat solche Phasen, in denen man nicht so funktioniert wie man funktionieren sollte. Ich habe lange gebraucht um zu akzeptieren, dass es okay ist, wenn man mal unproduktiv ist oder nichts auf die Reihe bekommt. Auch heute noch erwische ich mich dabei, wie ich ein schlechtes Gewissen wegen den behindertsten Sachen bekomme, aber ich arbeite daran. Warum ist das so? Warum fühle ich mich scheiße, wenn ich mal paar Tage nichts mache und einfach nur entspanne? Die Antwort auf diese Frage ist die gleiche wie die Antwort auf die Frage, warum ich so viel Zeit mit Menschen vergeudet habe, die absolut null Prozent Respekt oder Achtung vor mir hatten: Mein Selbstwertgefühl. Vor einiger Zeit hat mir mal eine Person, die mir sehr nahe steht, gesagt ich müsste mehr an meinem Selbswertgefühl arbeiten. Ich war komplett verwirrt. Ich dachte mir, ich bin doch selbstbewusst und offen. Ich bin weder zurückgezogen noch schüchtern oder ängstlich. Nur die Sache ist die: Selbstwertgefühl ist nicht gleich Selbstbewusstsein. Und diese Person hatte recht. Selbstwertgefühl ist in meinen Augen so enorm wichtig. Es klingt abgedroschen, aber man könnte sagen, dass es überlebenswichtig ist. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl? In meinen Augen ist Selbstbewusstsein oberflächlicher. Das Selbstwertgefühl geht viel tiefer, falls ihr versteht was ich damit sagen will. Selbstvertrauen ist die Fähigkeit sich selbst in bestimmten Fähigkeiten zu vertrauen. Zum Beispiel: Ich vertraue darauf, dass ich einen guten Aufsatz schreiben werde. Ich vertraue mir, dass ich dieses und jenes hinkriege. Doch der Selbstwert eines Menschen ist viel tiefer verankert. Weiters kann man sagen, dass der Selbstwert auch eine Art Fundament ist auf dem dann das Selbstbewusstsein aufbaut. Nun möchte ich ganz kurz die Beziehung zwischen diesen zwei Komponenten erläutern: Wir brauchen Selbstvertrauen um gewissen Dinge zu machen. Warum? Weil wir Angst haben, dass diese Dinge schief gehen und wir sie nicht hinkriegen. Warum macht uns das solche Angst? Weil wir nicht als Versager dastehen wollen. Warum ist uns das so wichtig nicht als Verlierer dazustehen? Ganz einfach, weil wir oftmals unseren Selbstwert daraus ziehen was andere von uns denken. Es ist echt haaarte Arbeit sich ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen, welches unabhängig von anderen Menschen ist. Ich glaube, dass das ein Prozess ist, welcher das ganze Leben lang andauert. Selbstbewusstsein heißt davon auszugehen, dass einen die Person mögen wird. Ein gutes Selbstwertgefühl bedeutet, dass es einem nicht schaden wird, falls die Person einen doch nicht mag. Ein stabiles Selbstwertgefühl zu haben heißt auch, dass man seinen Wert nicht an seiner Produktivität misst. Ein stabiles Selbstwertgefühl heißt auch, dass man sich von Personen entfernt, die einen nicht schätzen und einem nicht gut tun. Ein stabiles Selbstwertgefühl heißt, dass man sich zu einer Priorität macht ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und man muss sein Selbstwertgefühl beschützen, wie Gollum seinen Ring beschützen würde! Wo wurde mir klar, dass ich Probleme mit meinem Selbstwertgefühl habe? Als ich einem narzisstischen  Menschen, der eigentlich nur ein konstanter Stressfaktor war und sein Selbstwertgefühl gestärkt hat, indem er meines Stück für Stück auseinandergenommen hat, freiwillig einen Platz in meinem Leben einräumte. Es gab eine Menge Warnsignale. Schon von Anfang an war mir klar, irgendetwas stimmt nicht. Ich habe die Signale wahrgenommen und drauf geschissen. Im Laufe der Zeit hatte ich solche Probleme mit meinem Selbstwert, dass ich absolut nicht mehr in der Lage war banale Situationen einzuschätzen. Ich konnte bei einem Streitpunkt zum Beispiel, nicht mehr einschätzen ob meine Ansicht richtig war. Das ging dann so weit, dass ich irgendwann garnicht mehr wusste, was meine Sicht der Dinge überhaupt war. Ich war auch nicht in der Lage wütend zu werden, wenn er Sachen machte, die einfach nur komplett daneben waren. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Oftmals kam es vor, dass wir uns etwas ausmachten oder über etwas sprachen und wenn ich das dann ansprach, tat er so als ob er nichts davon wüsste. Anstatt ihm einfach in seinen narzisstischen, sadistischen Arsch zu treten, fing ich an an mir selbst zu zweifeln. Ich dachte ich verliere langsam den Verstand und bilde mir Sachen ein. Man denkt es handelt sich nur um Kleinigkeiten, um kleine Probleme, die in jeder zwischenmenschlichen Beziehung vorzufinden sind, doch die Wahrheit ist, dass solche „Kleinigkeiten“ fatale Folgen haben. Mit der Zeit war mein Selbstwertgefühl so gering, dass ich mir für alles selbst die Schuld gab. Als meine Psyche dann so ausgelaugt war von diesen ganzen Spielchen und ich nicht mehr mitmachen wollte/konnte, brach er den Kontakt ab. Ohne Vorwarnung. Ohne Grund. Einfach so. Ich habe unglaublich gelitten. Und das schlimmste daran: Ich gab mir die Schuld. Also kurz zusammengefasst: Ich habe Kontakt mit einem Typen, der mich wortwörtlich verrückt macht, der mein Selbstwertgefühl und meine Psyche komplett demoliert und als er mich endlich in Ruhe lässt und ich ihn endlich los bin, werde ich panisch und traurig. Ich gebe mir die Schuld und versuche alle um es noch irgendwie hinzukriegen. Wenn ich das jetzt lese muss ich lachen und würde am liebsten den Boden küssen und Gott dafür danken, dass alles so gekommen ist wie es kam. Aber damals war das nicht so. Ich habe nicht verstanden was los ist. Ich bereue absolut nichts von dem was war, denn für mich war das ein Weckruf, ein Warnsignal. Wie Raf 3.0 in „Phantom“ rappt: „Mein Leben war Aufbau, wieder Abriss. Denn jedes Haus braucht seine Basis.“ Seitdem ist jetzt ein Jahr vergangen und ich habe mich in diesem einem Jahr mehr weiterentwickelt als in den 22 Jahren zuvor. Auch die Sache mit dem Selbstwertgefühl ist viiiel besser geworden. Woran merke ich das? Ganz einfach: Mich trifft es nicht, wenn mich jemand kritisiert oder wenn jemand, den ich gut finde, mich nicht gut findet. Ich kann mich viel einfacher von Menschen und Situationen distanzieren bei denen ich merke, dass sie mir nicht gut tun. Ich kann meine Fähigkeiten besser einschätzen und bin nicht abhängig von der Einschätzung anderer. Ich investiere in mich anstatt in andere, denn ich habe mich selbst zu meiner Priorität gemacht. Warum ist das so? Weil ich jetzt eine stabilere Basis habe als früher. Die Sache an der ich noch arbeiten muss, welche aber auch schon viel besser geworden ist ,ist das schlechte Gewissen und das Ansprechen von Situationen, in denen einem Unrecht getan wurde. Ich hatte früher solche Probleme damit gewisse Dinge anzusprechen, wenn ich mich zum Beispiel schlecht behandelt oder in irgendeiner Art benachteiligt fühlte. Ich habe auch nie etwas gefordert. Meine Devise war: Nur keinen Stress machen. Nur keine Spannungen und keine Probleme. Dieses Lebensmotto führte dazu, dass ich es zuließ, dass ein narzisstischer Mensch zwei Jahre lang meine Psyche komplett demolierte. Aber wie ich schon so oft gesagt habe, „Trust the process“. Für alles gibt es einen Grund. Also bitte ich euch, falls ihr merkt, ihr habt Probleme mit eurem Selbstwertgefühl, dann investiert in diesen Bereich, denn er ist euer Fundament auf dem alles aufbaut. Ihr werdet nicht drum herum kommen.  Man braucht sich nicht zu schämen, wenn man Selbstwertprobleme hat. Viele Menschen haben das. Aber man sollte handeln. Abschließend ein paar Tipps, welche dazu beitragen das eigene Selbstwertgefühl zu stärken, falls ihr nicht wisst wo ihr anfangen sollt:

1.      Komplimente mit Freude annehmen.

2.      Aufhören sich mit anderen Menschen zu vergleichen.

3.      Erfolge feiern und sich belohnen.

4.      Kontakte zu Menschen pflegen, die eine positive Energie ausstrahlen.

5.  Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass unser Selbstwertgefühl enorm gesteigert wird, wenn wir anderen Menschen helfen.

6.      Sei dein eigener bester Freund ( siehe Blogpost: Me, Myself and I. Best Friends Forever.)

7.  Grenzen definieren, die keiner überschreiten darf. Wie will ich behandelt werden? Was ist ein absolutes No-Go? (siehe Blogpost: Die Geheimwaffe. Wie finde ich den perfekten Partner?)

8.     Sich immer wieder die eigenen Erfolge und Talente ins Gedächtnis rufen. Was hast du schon alles geschafft? z.B. Die Matura, ein Bewerbungsgespräch, den Führerschein, eine schwere Prüfung

9.      Innere Zufriedenheit. Diese erreichen wir, wenn wir Sachen machen, die wir gerne machen.


Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Peace out.

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