Next Mission: Kill your EGO.
Irgendwie kommt es mir so vor, als wären Selbstliebe und persönliches
Wachstum gerade voll im Trend. Vor ein paar Jahren waren es Mäc Produkte und
Fotos von Starbucks – Getränken, heute
sind es Cateye - Sonnenbrillen, Vintage
Fotofilter, Depressionen und „selflove“ (Oh und Feminismus). Man findet auf
unglaublich vielen Profilen T- shirts mit Aufschriften wie „girl power“ oder
Bilder von Frauen in Latzhosen, die irgendetwas malen oder gestalten (inkl. einem
langem Text über Selbstliebe, Akzeptanz und die beschissene oberflächliche Gesellschaft
bla bla bla...) Man findet so viel zum Thema „Personal growth“: Fotos von Terminplanern, MacBooks und Starbucks
Kaffees, welche mit motivierenden Zitaten geschmückt werden. Man sieht Zitate
wie : „Failure is not an option.“ Oder
„Work hard until you don`t have to
intodruce yourself anymore.“ Ich brauche gar nicht reden, denn auch mein Blog
dreht sich rund um das Thema „persönliches
Wachstum“. Doch in meinen Augen hat persönliches Wachstum nichts mit Yogakursen, Schaumbädern und Paulo
Coehlo Büchern zu tun. Persönliches Wachstum hat nichts damit zu tun, dass man an
seiner ersten Million arbeitet oder ein eigenes Unternehmen aufzieht.
Persönliches Wachstum bedeutet nicht, dass du deinen ganzen Style änderst und
du statt Blumenketten und Blazer jetzt Karohosen und Nerdbrillen trägst. Nur
weil du jetzt in Museen gehst anstatt dich in der Passage zu besaufen hat das
noch lange nichts mit persönlichem Wachstum zu tun. In meinen Augen ist das alles so eine Art „Pseudo
Persönlichkeitsentwicklung“.
Da ich nun einige Beispiele aufgezählt habe, was denn
persönliches Wachstum nicht ist, ist es vielleicht an der Zeit sich dem Teil zu
widmen, welcher erklären soll was genau man unter diesem Begriff versteht. Eigentlich
sollte ich schreiben was genau ICH unter diesem Begriff verstehe, denn ich kann
nicht für alle sprechen. Ich finde es falsch das Wort „Optimierung“ in Bezug
auf persönliches Wachstum zu verwenden. Denn es geht nicht darum der/die Beste
zu werden. Es geht darum als Mensch zu wachsen und reifer zu werden um besser
mit dem eigenen Leben zurecht zu kommen. In meinen Augen geht es hier darum
sich selbst zu hinterfragen und so auch
zu wachsen. Um zu wachsen muss man sich aber auch gewisse Sachen eingestehen. Leben
bedeutet auch, dass es Rückschläge geben wird und genau diese sind von
unglaublicher Bedeutung, denn sie zwingen uns dazu als Menschen zu wachsen. Persönliches
Wachstum ist kein wunderschöner und stetiger Prozess, welcher unglaublich viel Spaß
macht. Man kann sich nicht einfach für einen Yogakurs anmelden und Kakteen im
Ikea kaufen und glauben man hätte sich weiterentwickelt. Das sind alles
Äußerlichkeiten. Man kann natürlich auch sein äußeres Erscheinungsbild und
seine Umgebung auch verändern und
weiterentwickeln, aber das hat nichts mit persönlichem Wachstum zu tun.
Am meisten wächst man
in den Downphasen des Lebens. Dann wenn alles irgendwie am Arsch ist und nichts
mehr funktioniert wie es soll, genau dann hat man die Chance zu wachsen. Warum
ist das so? Weil man keine andere Wahl hat. Wenn alles scheiße läuft muss man
etwas ändern. Man fängt dann an sich und sein Leben zu hinterfragen. Und genau
dieser Schritt ist so enorm bedeutend, denn solange du nichts hinterfragst,
kannst du auch nichts verändern und wachsen. Hier spielt das menschliche Ego
eine bedeutende Rolle. Ego und Stolz sind die größten Feinde des persönlichen
Wachstums. Ich kann jetzt ein Beispiel bringen, welches aktuell war als ich
anfing zu studieren. Ich war gerade im ersten Studienjahr. Ich hatte mir
vorgenommen in die Vorlesungen zu gehen und mitzuschreiben und immer
rechtzeitig zu lernen. Ich hatte mir geschworen nie zu einer Prüfung anzutreten
ohne, dass ich den ganzen Stoff beherrsche. Irgendwann am Ende des Semesters
als Prüfungen anstanden bildeten sich Lerngruppen. Ein paar Tage vor den
Prüfungen traf ich mich mit einer dieser Gruppen und ich war top vorbereitet:
Ich hatte mir den Stoff mit der gleichen Hingabe reingezogen wie Leo das ganze
Koks in Wolf of Wallstreet. Ein paar Leute aus der Gruppe meinten sie würden
mit einem Online Altfragen Quiz lernen und das wars. Da ich aber komplett auf
dem „Ich bin aber eine gute Studentin, ich gehe in die
Vorlesungen und schreibe mit“ – Trip war, dachte ich mir „Geh bitte, ich höre doch nicht auf Leute
die einmal im Semester (wenn überhaupt) an der Uni sind. Ich weiß es besser.
Ich habe gescheit gelernt. Ihr werdet es alles sehen.“ Was geschah? Alle
haben bestanden. Naja alle außer mir (ich hab grad übelst den Lachflash wenn
ich das lese haha). Aber ja es ist wahr: Ich, die mega vorbereitete, alle
Vorlesungen besuchende Topstudentin habe die Prüfung verschissen, während Leute
die sich am Tag davor Altfragen angeschaut haben durchgekommen sind. Was will
ich mit dieser Geschichte sagen? Ganz einfach. Mein Ego stand mir im Weg. Ich
wollte mir nichts sagen lassen, weil ich ja sooo viel mehr Ahnung hatte, weil
ich die Vorlesungen besucht habe. Um Trump zu zitieren: „WRONG!“. Als ich meinen
Stolz runterschluckte und den Methoden
von anderen Studenten eine Chance gab, klappte es viel besser mit der Uni. Glaubt
mir es war nicht leicht sich einzugestehen, dass die eigenen Lernmethoden nicht
so effizient waren wie die von Maxim, der während seiner Seminare Tschick dreht
und nebenbei Google nach erotischen Bildern von Anime - Frauen durchsucht. Und
so ist es mit ganz vielen Sachen im Leben. Ich schreibe gerne und ich schreibe
gut. Dennoch musste ich als es um mein Motivationsschreiben ging meinen scheiß
Stolz herunterschlucken und mir von einer geduldigen Freundin helfen lassen. Glaub mir diese
Überwindung und dieser Kampf gegen das eigen Ego fühlt sich scheiße an, weil
man sich Sachen eingestehn muss, die man nicht sehen will. Ich hätte noch ein
Beispiel aus meinem Leben: Mir ging es gesundheitlich nicht so gut und meine
Ärztin meinte, dass es sich um eine psychosomatische Sache handelte und sie
erklärte mir auch genau was der Grund dafür sei etc. Ich ging aus der Praxis
raus und dachte mir „Die labert so ne
Scheiße.“ Ich zog das alles komplett ins Lächerliche. Mir gings dann immer
schlechter und erst als ich mich ernsthaft mit dem auseinander setzte was sie
mir gesagt und geraten hat ging es mir besser. Keiner von uns will hören, dass
er irgendetwas nicht richtig macht oder dass er falsch liegt. Aber nur wenn man
sich selbst und die eigenen Aktionen hinterfragt und sich Fehler und Mängel eingesteht,
kann man wachsen. Ich weiß, dass meine Ansicht von persönlichen Wachstum nicht
so anziehend und cool klingt wie manche, die man auf Instagram und Pinterest
findet, doch Wachstum sollte auch kein bequemer Prozess sein. An dieser Stelle
möchte ich ein Zitat der Autorin Victoria Erickson einfügen: „Transformation isn`t sweet and bright. It`s a dark and musky,
painful pushing. An unraveling of the untruths you`ve carried in your body. A
practice in facing your own created demons. A complete uprooting before
becoming.“ Peace out.
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