Individualität statt Konformität: Warum man sich weder von seiner Nationalität noch von anderen Sachen einschränken lassen sollte.
Ich
rede auf diesem Blog viel darüber wie man sich weiterentwickelt und verändert.
Und wenn ich so zurückblicke habe ich seit letztem Jahr einiges verändert. Was
auch echt schön ist und ich freue mich darüber, doch ich will heute über etwas
reden, was irgendwie viel zu kurz kam auf meinem Blog. Es gibt Dinge die man
nicht ändern sollte, auch wenn sie einen vielleicht stören oder man wünschte es
wäre anders. Als ich jünger war mochte ich meinen Namen garnicht. Er war mir zu
serbisch und zu altmodisch und zu speziell. Versteht mich nicht falsch, ich
liebe meine Herkunft und ich bin gerne eine Balkanbitch, aber manchmal hatte
ich das Gefühl, dass mir durch meine Herkunft ein Stempel aufgedrückt wurde.
Was ich damit meine kann ich nicht genau erklären, aber ich werde jetzt einige
Situationen schildern in denen sich hoffentlich herauskristallisieren wird was
ich versuche zu erklären:
Ich
war vor einiger Zeit beim Public Viewing als Kroatien gespielt hat. Ich war dort um mir das Match
anzuschauen und Kroatien anzufeuern und um unmenschliche Mengen an Bier und
Spritzer zu konsumieren. Dort habe ich einen fernen Bekannten (weder Serbe noch
Kroate) getroffen, der offensichtlich überrascht war mich dort zu sehen. Es war
ihm schlichweg unbegreiflich wie ich als Serbin Kroatien anfeuern konnte. Was
ich nicht verstehen kann ist folgendes: Wäre ich Spanierin oder Österreicherin
oder Iranerin, hätte es kein Schwein
gejuckt, dass ich wegen Kroatien da bin, also wieso ist das dann so eine große
Sache, wenn man als Serbin Kroatien anfeuert? Noch so eine ähnliche Situation
hatte ich als ich diese Umfragefunktion bei Instagram genutzt habe. Da haben
mich Leute gefragt warum ich für Kroatien und nicht für Frankreich bin? etc.
Und wieder waren das Menschen die weder einen kroatischen noch einen serbischen
Hintergrund haben. Mir ist schon klar, dass es auch heutzutage paar Menschen
gibt, die diese ganze Scheiße, die am Balkan passiert ist nicht verarbeitet und
verkraftet haben, aber in meinen Augen stimmt etwas gewaltig nicht mit dir,
wenn du noch immer auf diesem Nationalitätenscheiß herumreitest. Manchmal, wenn
ich mir Kommentare auf Profilen von serbischen oder kroatischen Sportlern
durchlese könnte ich mich ankotzen. Ich bin ja ein so „bisschen“ ein Subašič
Fangirl. Jedenfalls so viel Fangirl, dass ich ihn trotz Glitzersteinen (in
beiden Ohren) und den übermäßigen Gebrauch von Emojis (ich hasse Emojis) ohne
Zögern heiraten würde. Um nun endlich
zum Punkt zu kommen: Wenn man sich die Kommentare unter seinen Fotos anschaut,
dann geht es überwiegend darum, dass sich irgendwelche zurückgebliebenen
Menschen darüber streiten ob er Kroate oder Serbe ist. Es ist doch so
scheißegal was er ist. Er ist ein guter Sportler und wunderschön, also genieß
einfach den Anblick seiner Fotos und hör auf darauf rumzureiten, dass sein
Vater orthodox ist. Das hasse ich so an
dem ganzen Balkanscheiß, dass immer alles so kompliziert ist.
Ich
habe mich auch eine Zeit lang von all dem abgegrenzt. Ich wollte nicht vom
Balkan sein, weil sich in meinem Kopf ein unglaublich stereotypisches
Balkanbild geformt hat. Aber eigentlich ist das alles ziemlich beschissen.
Wieso ist es etwas Gutes nicht vom Balkan zu sein? Weil Menschen denken, dass
sich Serben und Kroaten grundsätzlich nicht mögen? Weil Menschen denken, dass
alle Leute vom Balkan noch immer in der Vergangenheit leben und nie über den
Krieg und den Hass hinweg kommen werden? Weil Menschen denken, dass alle
Balkanfrauen hohle oberflächliche Snapchatfiltersüchtige sind, die unter
mindestens einem Bild auf Insta „Lutko, ja sam rešen da večno sa tobom
plešem“ stehen haben? Ich habe mich
selbst dabei erwischt wie ich gedacht habe: „Ich passe hier nicht rein. Ich bin
nicht vom Balkan.“ Bis ich irgendwann mal etwas intensiver darüber nachgedacht
habe. Wer zur Hölle sagt, dass alle Balkanfrauen oberflächliche Selfiesüchtige
sind? Wer sagt, dass man Hass im Herzen tragen muss? Mir kommt dieser Blogpost extrem verwirrend
rüber, aber ich versuche zu erklären, dass man sich nicht begrenzen soll. Man
kann sich treu bleiben ohne sich zu beschränken. Ich kann Serbin sein und auf
ein Kroatienmatch gehen und den Sieg feiern ohne mich rechtfertigen oder erklären
zu müssen wie weshalb warum. Ich kann vom Balkan sein ohne diese stereotypischen
Balkan- Klischees zu bedienen.
Man
kann mich in keine Schublade stecken und ich mache was ich will, ganz egal ob
andere denken, dass es widersprüchlich ist. Es ist enorm wichtig, dass man sich
selbst nicht begrenzt. Hier geht es nicht nur um die Herkunft sondern auch um
andere Sachen. Ich hatte letztens ein Bewerbungsgespräch bei einem
Frauenmagazin. Wenn du mich kennst, weißt du wahrscheinlich, dass ich nicht so
der Schminkprofi bin. Ich meine, ich schminke mich mit Duschgel ab. Außerdem
schminke ich mich seit 6 Jahren gleich. Ich bin wahrscheinlich nicht das was
man sich unter einem Beauty- und Fashionmogul vorstellt. Ich war auch
unglaublich nervös beim Vorstellungsgespräch, weil ich Angst hatte ich passe
dort nicht hin. Am Tag vor dem Termin saß ich zuhause und hab mir 6
verschiedene Outfits zusammengesucht. Ich habe eine Nylonstrumpfhose getragen (
ich habe mich wie Prinzessin Diana gefühlt, bei einem ihrer Staatsbesuche) und ich
habe versucht mir sämtliche Schminkmarken einzuprägen (einen kurzen
Zusammenbruch hatte ich als ich bei L`Oreal ankam und herausfand, dass sie
sowohl Haarprodukte als auch Kosmetika herausbringen...ich war noch nie so
verwirrt in meinem Leben). Ich dachte mir die ganze Zeit, ich passe da nicht
hin. Als ich dann dort ankam und darauf wartete ins Büro gerufen zu werden, habe
ich einfach auf alles geschissen. Ich mein, früher oder später hätten sie eh
gemerkt, dass ich kein Experte auf diesem Gebiet bin, sondern in Wahrheit eine
unglaubliche Phobie vor Rundbürsten habe seitdem sich eine in meinen Haaren
verfangen hatte und ich dann eine fast kahle Stelle mitten am Kopf hatte, weil
ich mir die Strähne abschneiden musste um nicht zu spät in die Schule zu
kommen. Trotz all dem war es eines meiner besten Bewerbungsgespräche bis jetzt.
Ich habe über Dinge geredet, die ich mag wie meinen Blog und Psychologie und
sowas. Ich habe mich unglaublich wohl gefühlt und mit der Gesprächspartnerin
super harmoniert. Dieses Bewerbungsgespräch war wie eine Lektion und diese soll
auch die Kernaussage dieses Textes werden: Individualität statt Konformität.
Scheiß
auf alles was du darüber gelernt hats wie du eigentlich sein solltest und sei
einfach nur so wie du sein willst. Glaub mir Menschen merken das. Wäre ich zu
diesem Vorstellungsgespräch gegangen und hätte irgendetwas zusammengereimt von
wegen ich bin ein Beautyguru, Makeup is my life, Mode ist meine Leidenschaft
etc. hätten die früher oder später fix gemerkt, dass ich Scheiße rede. Es gibt
kein richtig oder falsch was deine Identität angeht. Du entscheidest ganz
allein darüber wer und wie du bist. Es gibt keine Regeln. Wenn ich an eine
Journalistin bei einem Frauenmagazin denke, dann sehe ich da eine
Beautybloggerin, die irgendwelche Cremes testet und super gut in so „Do it
yourself“ -Bastelsachen ist, aber nur weil ich diesem Bild nicht entspreche
heißt das nicht, dass ich da nicht hineinpasse. Und genauso ist es mit diesem
Balkanding, nur weil ich keine Klischees bediene, heißt das nicht, dass ich
meine Herkunft verleugne.
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