Zeit selbstsüchtig zu sein !



Ich bin ein Mensch der zu Extremen neigt. Entweder ganz oder garnicht. Keine halben Sachen. Entweder ich liebe etwas, wie zum Beispiel das Schreiben, dann kann ich nicht ohne es. Ich muss Schreiben, egal ob für meinen Blog oder Tagebuch oder sonst irgendetwas. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht schreibe. Und so geht es mir auch mit Menschen. Entweder ganz oder garnicht. Das hat absolut nichts mit Romantik zu tun, ich bin einfach so. Wenn ich jemanden mag, dann ertrage ich es nicht, wenn es dieser Person nicht gut geht. Und das gepaart mit meiner Konfliktunfähigkeit führte dazu, dass ich Reviews verfasst und Ikea Möbel aufgebaut und stundenlang nachts am Telefon hockte, weil die Person am anderen Ende der Leitung irgendwelche Probleme hatte. Es ist so als würde ich Männer (und generell Menschen) anziehen, die Hilfe suchen um ihnen dann das zu geben, was sie brauchen. Und ich kann viel geben. Ich kann mit dir 50 Millionen Mal über die gleichen Probleme reden und mir deine Geschichte zum 40. Mal anhören. Ich kann nachts wach bleiben aus Angst du würdest mir schreiben und keine Antwort bekommen und ich wäre nicht da um dein Leid zu lindern. Ich kann das. Ich kann Mitleid für dich haben, obwohl du selbst der bist, der entscheidet jedes Wochenende im Club zu koksen, statt eine Ausbildung zu machen. Ich kann meine Bedürfnisse komplett abtöten und verleugnen und absolut nichts von dir verlangen, dir aber im Gegenzug alles geben bis ich kurz davor bin komplett auszubrennen. Ich kann ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn ich aufwache und bemerke, dass diese Beziehung keine Symbiose war, sondern du wie ein Parasit an mir gehangen bist. Glaubt mir, es war scheiß harte Arbeit sich einzugestehen, dass man immer die Person ist die mega viel investiert, aber nichts zurückbekommt. Aber wenn ich eine Sache in der letzten Zeit gelernt habe, dann ist das folgende: Mach dich zu einer Priorität und nur weil du ein schlechtes Gewissen hast, heißt das nicht, dass du was falsch machst. Glaub mir ich bin die Königin des schlechten Gewissens gewesen! Beispiel: Ich hatte mal ein schlechtes Gewissen, weil ich einem Typen gesagt habe ich will nicht, dass er mir sagt, wann unser Treffen anfängt und wann es aufhört. (Ohne Scheiss ich habe genaue Zeitangaben bekommen. „Sei um 18 Uhr da und um 19:30 ist aus, ich muss ins McFit.“) Ein schlechtes Gewissen bedeutet in vielen Fällen garnichts, außer dass du ein mangelndes Selbstwertgefühl hast. Für mich war „Nein“ früher nie wirklich eine Option, denn sie führte dazu, dass ich mich scheiße fühlte und ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich meinem Gegenüber nicht geben konnte, was er brauchte. Ich habe daran gearbeitet. Ich habe mich zu meiner Priorität gemacht, denn wenn ich mir nicht gebe was ich brauche, dann macht das niemand. Wenn mein Glas leer ist, kann ich andere Gläser nicht füllen. Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass man die Zwanziger als eine Art „selfish years“ betrachten sollte. Und ich stimme dem vollkommen zu. Jetzt wo ich noch keine eigene Familie habe und nicht komplett in der Arbeitswelt verankert bin, kann ich es mir öfter erlauben „selbstsüchtig“ zu sein. Ich bin niemandem etwas schuldig. Ich habe auch absolut keinen Bock mehr den Betreuer für andere zu spielen. Ich habe keinen Bock auf Beziehungen wo ich die Mutterrolle übernehme und Aufgaben erledige, die nicht in meinen Aufgabenbereich fallen. Ich weiß, dass jeder Mensch mal Probleme hat und Unterstützung braucht. Ich verstehe das und das ist in Ordnung. Ich rede viel mehr davon, dass ich keinen Bock mehr drauf habe das Leben von jemandem in Ordnung zu bringen, der null Verantwortung selbst übernimmt. Ich hab keinen Bock mehr der Versorger zu sein. Ich habe keinen Bock in Beziehungen zu investieren, die mir nichts zurückgeben. Ich bin nicht die Caritas oder das AMS. Vielleicht habe ich das alles gebraucht um mich gut zu fühlen. Vielleicht habe ich micht wichtig und gebraucht gefühlt. Vielleicht habe ich die Probleme von anderen Menschen zu meinen Problemen gemacht, weil ich mich nicht mit meinem Leben auseinandersetzen wollte. Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe damit aufgehört. Manchmal bekomme ich noch immer ein schlechtes Gewissen wegen dem dümmsten Scheiß, aber ich nehme das Gefühl dann wahr und verwerfe es dann, sobald ich merke es basiert auf keiner validen Grundlage. Falls du auch eher so der Versorgertyp bist, dann pass auf, dass du selbst nicht zu kurz kommst. Wir Menschen sind nicht alle gleich. Nur weil du jemandem viel gibst, heißt das nicht, dass diese Person dir auch etwas zurückgibt. Es gibt Menschen, die nehmen und nehmen und wenn du irgendwann nichts mehr geben kannst, dann ziehen sie weiter. Pass auf dich auf und wenn du so wie ich oftmals dazu neigst ein schlechtes Gewissen zu haben, dann nimm es nicht so hin sondern fange an die Schuldgefühle zu hinterfragen, denn oftmals gibt es absolut keinen Grund dazu. Lerne „Nein“ zu sagen und habe keine Angst davor, denn jemand der dich wirklich schätzt wird ein „Nein“ akzeptieren. Schau zuerst, dass es dir gut geht bevor du losgehst um andere Menschen und ihre Leben in Ordnung zu bringen.

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