Glück als Ausrede: Sind deine Ziele groß genug?



Heute möchte ich über „Glück“ schreiben. Früher dachte ich es gibt Menschen, die Glück haben und welche, die nicht so viel Glück haben. „Wenn ich Glück habe, schaffe ich die Prüfung.“ Oder „Wenn ich Glück habe, dann bekomme ich das Praktikum.“ Ich dachte auch, dass Erfolg im  Leben viel mit Karma zu tun hat. Ich glaube an Karma, aber ich glaube nicht daran, dass nur weil man spendet oder nett ist, man seinen Traumjob oder Traummann bekommt. Ich will damit sagen, dass Glück oft als Ausrede verwendet wird. „Er hatte Glück...“ oder „Sie war zur richtigen Zeit am richtigen Ort...“ Na klar gehört im Leben immer irgendwo etwas Glück, Schicksal oder wie auch immer man es nennen mag dazu, aber das ergibt sich von allein, wenn man bereit ist für etwas zu arbeiten. Ich glaube fest daran, dass man alles erreichen kann, wenn man bereit ist dafür zu arbeiten. Ich habe mich vor ein paar Tagen hingesetzt um mir alles aufzuschreiben, was ich noch erreichen will in meinem Leben. Von den 15 Punkten machen mir acht unheimlich viel Angst und bei den anderen fühle ich mich nur mulmig und muss bisschen kotzen, wenn ich daran denke. Einerseits finde ich es gut, dass mir meine Ziele Angst machen, denn das heißt, dass sie außerhalb meiner Komfortzone liegen. Ziele, die dir keine Angst machen oder die zu bequem sind, sind meistens nicht die wahren Ziele, sondern die Ego Ziele. Ego Ziele sind Ziele, die einem keine Angst machen, weil man nicht viel investieren muss um sie zu erreichen. Ich habe schon mal darüber geschrieben, dass das Ego bestrebt ist, dass alles beim Alten bleibt und Änderungen vermieden werden. Dies ist auch der Grund, warum sich die meisten Menschen so mulmig fühlen, wenn sie etwas in ihrem Leben ändern oder ihre Komfortzone verlassen. Und hier kommt die Sache mit dem Glück ins Spiel über die ich am Anfang geschrieben habe. Wenn es nun so ist, dass der Mensch (bewusst oder unbewusst) bestrebt ist alles beim Alten zu belassen und Änderungen zu vermeiden, dann ist es gut wenn man eine Ausrede parat hat. Also anstatt zu sagen: „Ich habe Angst mich beim Radio zu bewerben, weil das außerhalb meiner Komfortzone liegt und ich Angst habe etwas falsch zu machen etc.“ sage ich: „Ja mal schauen, wenn ich dafür bestimmt bin, dann wird sich das schon ergeben. etc.“  Die Sache ist nur die: Solche Sachen ergeben sich nicht einfach. Man muss darauf hinarbeiten. Zuhause zu sitzen und zu sagen: „Wenn ich für einen Radiojob bestimmt bin dann wird sich das ergeben.“ ohne sich irgendwo zu bewerben oder darauf hinzuarbeiten ist hirnrissig, aber es ist weitaus einfacher als sich der Realität zu stellen und Verantwortung zu übernehemen. Wenn man Ziele hat, aber nicht bereit ist die Arbeit zu übernehmen, die es braucht um diese zu erreichen, dann handelt es sich nicht um Ziele sondern um Träumereien. Viele Menschen sagen, dass man realistisch sein soll. Man hört dauernd wie wichtig Bescheidenheit ist. Nun stellt sich die Frage, was genau ist die Definition von „realistisch“? Hätte jemand meiner Mutter als sie zwanzig war und eine Schule für Wirtschaft in Bosnien besuchte erzählt, dass sie in Wien in einer Apotheke arbeiten wird, hätte sie ihn in eine Psychatrie einweisen lassen. Hätte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass ich einen Blog haben werden auf dem ich über Selbstwert und Motivation etc. schreibe, hätte ich mich bepisst vor lachen. Ziele scheinen unrealistisch, weil man sich nur oberflächlich damit beschäftigt. Wenn man sagt: „Ich will Sängerin werden.“ klingt das so wie ein naiver Kinderwunsch. Irgendwie komplett absurd. Aber wenn man sagt: „ Ich mache eine Gesangsausbildung und investiere viel Zeit darin meine Stimme zu trainieren. Ich suche nach Menschen mit denen ich zusammenarbeiten kann und bewerbe mich für die und die Stelle. Ich zahle ein paar Stunden in einem Tonstudio und nehme Probeaufnahmen auf und verschicke sie an Menschen und Plattenfirmen....“ dann klingt das ganze garnicht mehr so absurd, sondern nach einem Plan, den man Schritt für Schritt abarbeiten kann. Es ist sicher nicht leicht und wahrscheinlich wäre es einfacher sich einen anderen Berufswunsch zu suchen, aber wenn man sich dazu entschlossen hat diesen Weg zu gehen und bereit ist die Mühe und die Enttäuschungen  und alles in Kauf zu nehmen, dann kann man es schaffen. Ich könnte sagen: „Anstatt ein Praktikum beim Radio zu machen, gehe ich zurück und unterrichte wieder Deutsch.“ Die Karriere als Lehrerin wäre im Vergleich zum Journalismus eine sichere Alternative. Etwas Handfestes, was schon da ist und nicht erst komplett erarbeitet werden muss. Die Arbeit in diesem Institut war echt gut bezahlt und einfach. Die Zeit verging schnell und ich habe mir absolut null Sorgen oder Gedanken machen müssen. Alles war easy und entspannt. Ich könnte diesen Weg wählen, aber ich mache es nicht. Ich entscheide mich für die kompliziertere Variante: Ich bewerbe mich für ein Praktikum, das mir unheimlich viel Angst macht und nicht mal annährend so gut bezahlt ist. Warum? Weil ich eine Liste geschrieben habe. Weil ich mir Ziele gesetzt habe. Weil ich weiß, dass ich es irgendwann bereuen werde, wenn ich es nicht mache. Und zu guter Letzt: Weil ich mir zu Beginn des Jahres vorgenommen habe trotz Ängsten zu handeln und meine Komfortzone zu verlassen.

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